Wie du mit Kunst endlich reich wirst (nicht)
- Alessanara
- 17. Apr.
- 4 Min. Lesezeit

Ahhh, Kunst. Der Inbegriff von Freiheit, Selbstausdruck und… abgelaufenen Instantnudeln, weil du am Monatsende wieder zu viel Geld für Leinwände ausgegeben hast. Aber hey, das ist nur der Anfang! Bald wirst du ein berühmter Künstler sein, galaktische Summen für deine Werke verlangen und nebenbei deinen Kakao aus einem vergoldeten Becher schlürfen.
Denn schließlich gibt es da draußen Menschen, die für ein einzelnes, schief gekritzeltes Quadrat Millionen zahlen, oder? Wenn das also andere geschafft haben, dann schaffst du das doch auch. Pah, was soll da schon schiefgehen?
Nun, so ziemlich alles.
Aber keine Sorge, ich nehme dich jetzt an die Hand und zeige dir, wie du auf KEINEN FALL reich mit Kunst wirst.
Schritt 1: Preise setzen wie Picasso (und sich dann wundern, warum keiner kauft)

Natürlich willst du, dass deine Kunst wertgeschätzt wird. Ich meine, schließlich hast du nicht nur deine Seele, sondern auch ein Stück deines linken kleinen Fingers in dieses Gemälde investiert. (Weil du beim Malen mal wieder so vertieft warst, dass du vergessen hast, dass Cutter-Messer scharf sind.)
Logische Schlussfolgerung: Dein Bild muss teuer sein. Richtig teuer. Schließlich hast du ja nicht nur „irgendwas hingeschmiert“ – nein, das ist ein Meisterwerk, ein Fenster in deine Seele, eine Offenbarung des Universums!
Also tippst du mit stolzgeschwellter Brust 10.000 € als Verkaufspreis ein… und wartest.
Und wartest.
Und wartest.
Nach drei Monaten überkommt dich leichte Panik. Vielleicht solltest du den Preis doch senken? 5000 €? 1000 €? 200 €? Irgendjemand?
Plötzlich steht deine Mutter in der Tür: „Schatz, ich kauf’s dir ab. Sieht doch schön aus, das passt super ins Gästezimmer.“
Und so hast du deinen ersten offiziellen Kunstverkauf. Glückwunsch!
(Kannst du es in den Lebenslauf schreiben? Ja. Bedeutet es, dass du jetzt reich bist? Leider nein.)
Schritt 2: Social Media erobern
(und sich in Algorithmen verlieren)

„Man muss heute als Künstler einfach auf Social Media präsent sein!“ sagen sie.
„Social Media ist der Schlüssel zum Erfolg!“ sagen sie.
Ja… was sie nicht sagen: Dass du dein Leben bald nicht mehr mit Malen, sondern mit verzweifeltem Starren auf Instagram-Statistiken verbringst.
Jeden Morgen weckt dich dein Handy mit der Erinnerung: „Ihr letzter Post hat 3% schlechter performt als der vorherige. Versuchen Sie es mit einem neuen Ansatz!“
Dein Herz rast. Dein Frühstückskakao schmeckt plötzlich bitter.
Okay, neuer Ansatz! Vielleicht ein Video von dir beim Malen? Super Idee! Also baust du dein Handy auf, filmst dich stundenlang in 100 Winkeln, schneidest alles mühevoll zusammen und lädst es voller Stolz hoch.
Drei Likes.
Zwei davon sind Bots, die dir „DM for promo“ empfehlen.
Die bittere Wahrheit: Niemand interessiert sich für dein neuestes Werk, wenn du es nicht als virales Trend-Meme verpackst. Vielleicht sollte der Hai, den du gemalt hast, ein TikTok-Tanz-Video machen?
Schritt 3: Die Galerie-Welt betreten
Ah, Galerien. Die magischen Tore in die große Kunstwelt. Der Ort, an dem talentierte Künstler endlich Anerkennung und verdammt noch mal Verkäufe bekommen.
Oder auch nicht.
Du schreibst voller Hoffnung eine E-Mail an eine renommierte Galerie:
"Betreff: Bewerbung – Revolutionäre Kunst, die die Welt verändern wird Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin eine aufstrebende Künstlerin mit einer einzigartigen Vision. Meine Werke vereinen Farben, Formen und Emotionen in einer Weise, die noch nie zuvor gesehen wurde. Sie werden die Welt erschüttern und den Kunstmarkt revolutionieren. Ich wäre begeistert, meine Werke in Ihrer Galerie präsentieren zu dürfen. Mit kunstvollsten Grüßen, Ein kreatives Genie."

Und dann wartest du.
Wochen vergehen.
Monate.
Irgendwann fragst du dich, ob deine E-Mail vielleicht im Spam-Ordner gelandet ist.
Die Antwort kommt exakt sechs Monate später:
„Sehr geehrte/r Künstler/in, wir bedanken uns für Ihr Interesse. Leider passen Ihre Werke nicht in unser aktuelles Ausstellungskonzept. Viel Erfolg weiterhin.“
Und du weißt genau: Das ist der höfliche Weg zu sagen „Bitte nie wieder melden.“
Tja. Blöd gelaufen. Aber keine Sorge, deine Kunst passt bestimmt perfekt in das Wohnzimmer deiner Oma!
Schritt 4: Online-Shop erstellen –
weil Amazon für Künstler nicht existiert

Es gibt doch Etsy, Redbubble, Society6 und all die anderen Plattformen, auf denen sich echte Kunstkenner tummeln.
Also legst du los. Webseite erstellen, Fotos hochladen, SEO-Optimierung betreiben (weil du nach 20 Stunden Googeln herausgefunden hast, dass das wichtig ist). Dann kommt der große Moment:
„Ihr Shop ist jetzt live!“
YES! Jetzt können die Verkäufe reinrollen!
Tage vergehen. Wochen.
Ein Besucher war auf deiner Seite. Oh Moment, das war nur deine eigene Mutter, die mal gucken wollte, ob du es endlich geschafft hast, dein PayPal-Konto richtig zu verbinden.
Aber hey, immerhin kannst du stolz sagen, dass du offiziell einen „Kunstshop“ hast. Auch wenn niemand dort einkauft.
Schritt 5: Der Moment der Erleuchtung –
Kunst macht nicht reich, aber glücklich

Und dann, mitten in der Nacht, bei einer weiteren Kakao-Session, trifft es dich:
Kunst macht vielleicht nicht reich, aber verdammt nochmal glücklich.
Weil es nicht um Millionen geht. Nicht um Galerien, Algorithmen oder um virale TikTok-Tänze.
Es geht darum, dass du dich hinsetzt, Farben mischst, experimentierst, dich aufregst, dein halbes Atelier mit Farbspritzern ruinierst und dann – in einem magischen Moment – siehst, dass das Werk vor dir genau das ausdrückt, was du fühlst.
Und wenn dann irgendwann, irgendwie, irgendwo eine einzige Person dein Bild sieht, den Kopf schief legt und sagt:
„Wow, das spricht mich an.“
Dann hast du gewonnen.
(… Aber wenn du doch mal in einem Geldbad planschen willst, solltest du vielleicht Lotto spielen.)
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