Ich bin nicht professionell – ich bin ich. Und das reicht.
- Alessanara
- vor 14 Minuten
- 4 Min. Lesezeit
Die Kunstwelt ist ein bisschen wie ein gut kuratierter Instagram-Feed: Alles sieht gleich aus. Alles ist ordentlich. Alles hat Pastellhintergründe, Lichtfilter, und alle Künstler*innen posieren ernst, minimalistisch und möglichst emotionsneutral.
Und dann bin da ich. Mit zerzausten Haaren, Kakaoflecke auf dem Tisch und einer absurden Vorliebe für Hasenmäuschen mit Persönlichkeitsstörung.

Warum ich keine Kunstroboterdrohne bin
(und auch keine sein will)
Ich habe es versucht. Ehrlich. Ich habe stundenlang recherchiert, wie man als Künstlerin „professionell“ wirkt. Ich habe Instagram-Profile analysiert, bei denen jede Story aussieht wie ein ästhetisches Musikvideo. Ich habe überlegt, ob ich mich vielleicht zwingen kann, still zu sitzen und andächtig auf meine Staffelei zu blicken, während im Hintergrund eine Duftkerze brennt, die nach „Ambivalenz“ riecht.
Dann habe ich versucht, so ein Reel zu machen. Drei Minuten später hatte ich Farbe auf der Linse und ein schielendes Selfie produziert. Ich bin gestolpert und mein Licht ist umgefallen.
Ergebnis: Ich bin keine Kunstmaschine. Ich bin ein Mensch. Mit Humor. Mit Chaos. Mit Kekskrümeln im Atelier. Mit dem Drang, mitten in der Nacht Ideen aufzuschreiben, weil mein Hirn keinen Feierabend kennt. Ich bin eine künstlerische Mischung aus Begeisterung, Zweifel und absurden Gedankensprüngen.
Und ganz ehrlich? Ich finde das gut so. Ich will nicht glatt sein. Ich will nicht wie ein Produkt wirken. Ich will leben. Und das darf man sehen.

Über das Gefühl, ständig „seriös“ sein zu müssen
Es gibt diesen subtilen Druck in der Kunstszene: Sei ernst. Sei tiefgründig. Sei professionell. Sprich in Worten, die nach Kunstgeschichte klingen, benutze Fachbegriffe, trag gedeckte Farben. Bloß nicht auffallen. Aber auch nicht langweilen. Und bitte: Sei dabei stets souverän, kontrolliert und leicht geheimnisvoll.
Ich? Ich bin froh, wenn ich beim Reden nicht plötzlich über das Wort „Acryl“ stolpere. Ich habe mehr Fantasien über seltsame Tiere in Umhängen als über Ausstellungsstrategien. Und wenn ich ein Werk bespreche, dann sage ich Dinge wie: „Da war so ein Gefühl, und dann hab ich einfach losgelegt. Und dann wurde es ein Kaninchen mit Sehnsucht.“
Manchmal will ich einfach ein Einhorn malen, das melancholisch auf eine Banane starrt. Und dabei laut lachen. Weil’s gut tut. Weil ich das brauche. Weil Kunst für mich auch Leichtigkeit heißt. Und Freiheit. Nicht nur Bedeutung und Bedeutsamkeit.
Ich will keine Performance sein. Ich will keine Galerie-Illusion darstellen. Ich will ich sein. Mit allen Flausen, Farben, Fehlstrichen und verdammtem inneren Konfetti. Wer mir eine Bühne hinstellt, bekommt keine Monologe in Schwarzweiß. Er bekommt Wortwitz, Flatterpinsel und ehrliches Chaos.

Ich bin nicht chaotisch –
ich bin strukturiert emotional intuitiv organisiert
Mein Atelier sieht aus wie ein explodierter Bastelladen nach einer Kakao-Überdosis. Aber ich finde darin alles. Wirklich alles. Auch wenn das Außen vielleicht schreit: „Hilfe, jemand hat hier ein Farblabor gesprengt!“
Auf meinem Schreibtisch liegen To-Do-Listen, die anfangen mit „Website aufräumen“ und enden mit „Otter zeichnen mit Regenbogenhut“. Dazwischen: Farbmuster, Teebeutel, Stickerbögen, lose Pinsel, eine halb aufgegessene Schokolade und ein Zettel, auf dem nur das Wort „Tintenwesen?!“ steht.
Ich arbeite mit System – meinem eigenen. Das sich nicht an Uhrzeiten, sondern an Energieflüssen und emotionalen Farbschüben orientiert.
Ich nenne das: freies Schaffen mit optionalem Wahnsinn.
Andere nennen das Chaos. Ich nenne es Heimat. Ein Ort, an dem meine Gedanken bunt herumspringen dürfen. Wo sich Ideen nicht in Reih und Glied stellen müssen, sondern tanzen, flackern, flüstern. Wo Kreativität nicht linear verläuft, sondern in Spiralen, Zickzacklinien und gelegentlichen Übersprungshandlungen.

Humor ist kein Stilbruch – sondern mein Stil
Ich lache gerne. Auch über meine Kunst. Auch über mich. Gerade über mich. Denn wer über sich selbst lachen kann, hat schon die halbe Welt entwaffnet.
Weil ich finde, dass Humor nicht im Widerspruch zu Tiefe steht. Sondern dass Humor ehrlich macht. Dass man auch mit einem Lachkrampf ein Thema berühren kann. Dass man Gefühle nicht nur durch Tragik ausdrücken muss, sondern auch durch völlige Banane mit viel Farbe.
Meine Kunst darf wehtun. Aber sie darf auch albern sein. Sie darf sich selbst nicht so ernst nehmen – und dadurch vielleicht mehr sagen als jedes Pathos-Gemälde mit tragischem Titel.
Ich glaube an die Kraft des Schmunzelns. An Kunst, die einen zum Lachen bringt – und erst später zum Nachdenken. Ich will, dass man meine Bilder anschaut und grinst. Oder verwundert ist. Oder denkt: „Was zur Hölle hat sie sich dabei gedacht?“ – und genau dann bleibe ich im Kopf. Genau dann beginnt etwas zu wirken.

Warum ich nicht wie alle bin – und genau das bleiben will
Ich habe keine Lust mehr, mich zu verstellen. Nicht auf Social Media. Nicht im Künstlergespräch. Nicht beim Kunstverkauf. Ich habe genug von der Idee, dass man sich anpassen muss, um ernst genommen zu werden. Dass nur wer leise und glatt ist, als „seriös“ gilt.
Ich will einfach so sein, wie ich bin. Bunt. Schräg. Wild. Emotional. Ehrlich. Manchmal still. Manchmal laut. Immer eigen.
Denn wenn ich eins gelernt habe, dann das: Kunst ist dann stark, wenn sie authentisch ist. Wenn sie nicht nur gut aussieht, sondern etwas spürbar macht. Wenn sie nicht glattgebügelt ist, sondern ein bisschen kantig. Ein bisschen seltsam. Ein bisschen... du.

Und genau das schaffe ich nur, wenn ich mich selbst nicht kastriere für einen Algorithmus. Wenn ich male, wie ich fühle. Wenn ich poste, was mir Spaß macht. Nicht, was „gut ankommt“.
Also: Ich bin ich. Mal laut, mal leise. Mal poetisch, mal patzig. Mal Künstlerkatastrophe, mal Kunstwunder. Aber immer ich.
PS: Wenn du jemanden suchst, der „professionell“ wirkt – dann scroll weiter. Wenn du jemanden suchst, der mit Herzblut malt, beim Zeichnen laut lacht, über sich selbst stolpert und das alles auch noch zeigt: Willkommen. Du bist hier richtig.
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